
Wie ich bereits im letzten Blogbeitrag erwähnt habe, sind mit der Schwangerschaft ganz neue Themen für mich aufgekommen, über die ich gerne schreiben möchte, da sie mich beschäftigen und bei denen ich auch sehr auf deine Sichtweise gespannt bin.
Schwanger zu sein empfinde ich als sehr spannend. Und würde ich nicht durch die Ultraschalluntersuchung beim Arzt, durch das Abhören der Herztöne bei der Hebamme oder durch die Spielstunden im Bauch die Bestätigung bekommen, dass da wirklich ein kleines Menschlein heranwächst, könnte ich es immer noch nicht glauben. Hin und hergerissen zwischen dem Bedürfnis, mein Kind in den Armen halten zu können und dem Bedürfnis ab und an auf die Pausetaste drücken zu wollen, weil die Zeit so schnell vergeht, versuche ich, mich auf die Vorbereitungen zu konzentrieren und mein Studium nicht aus dem Fokus zu verlieren. Dann wird mir schnell klar, dass diese 40 Wochen des Schwangerseins eine dringend benötigte Pufferzeit sind. Denn so sehr ich mich auch auf den Bauchzwerg freue, organisatorisch gesehen hinke ich noch weit hinterher.
Was mir vor der Schwangerschaft nicht bewusst war: 1. Schwangerschafts- und Babyprodukte sind ein riesiger Markt, der einem suggeriert, dass man alles davon benötigt. 2. Ernährungstechnisch gibt es viel mehr Verbote als auf Alkohol und Nikotin zu verzichten.
Darüber nachzudenken hat mich verunsichert. Als werdende Mutter ist man meiner Meinung nach besonders verletzlich und anfällig. So sehr, dass man sich schnell von den Anforderungen gestresst und verunsichert fühlt. Ich habe viel mit Freunden, Familie und meiner Hebamme gesprochen und so ein paar Tipps bekommen, die mir geholfen haben, mich in der Schwangerschaft mehr zu entspannen. Diese möchte ich im Folgenden vorstellen. Doch dazu möchte ich noch sagen, dass sie mir zwar geholfen haben, aber nicht unbedingt jedem nützlich sein müssen.
- Zuallererst: Höre auf dein BAUCH-Gefühl.
Seitdem ich 10 Jahre alt bin, mache ich Yoga. Yoga gehört quasi zu mir. Auch während der Schwangerschaft mache ich Yoga. Einerseits soll Yoga positive Auswirkungen auf die Schwangerschaft haben, andererseits sollte man bestimmte Übungen während der Schwangerschaft nicht machen. Es gibt eine bestimmte Routine, die ich fast jeden Tag beim Yoga durchführe und zu dieser gehören auch Übungen, die bei einer Schwangerschaft eher Vorsicht erfordern. Dennoch führe ich diese Routine weiterhin durch, denn sie tut mir gut und ich weiß, dass ich beispielsweise nicht komplett in eine Übung reingehe, wenn sie sich für mich nicht gut anfühlt.
Ich glaube, dass wir aus Angst manchmal verlernen auf unsere Intuition oder unseren Körper zu hören. Doch tatsächlich wissen wir selbst oft sehr genau, was gut für uns ist und können auf unser Bauchgefühl vertrauen.
Ein anderes Beispiel hierfür ist die Verbotsliste an Lebensmitteln, die ich vom Arzt bekommen habe. Es versteht sich von selbst, dass ich auf Nikotin und Alkohol verzichte. Es gehören jedoch noch viel mehr Dinge auf die Verzichtsliste, denn Keime lauern überall! Alles was demnach übrigbleibt sind abgetötete Lebensmittel. Beim Bäcker oder in der Uni Mensa war ich zum Teil so überfordert, dass ich mir nur ein Rosinenbrötchen gekauft habe. Das Rosinenbrötchen lebte nämlich mit Sicherheit nicht mehr. Tatsächlich hatte ich aber viel mehr Appetit auf einen frischen Salat oder Obst oder ein belegtes Brötchen. Niedergeschlagen, was für Einschränkungen eine Schwangerschaft bedeutet, sprach ich mit meiner Hebamme darüber, die mir sagte, dass ich mich schon einschließen müsse, sollte ich auf alle Keime verzichten wollen. Viele Infektionen durch Lebensmittel sind leider wirklich unvorhersehbar und ich kann es mir nicht vorstellen, alles Obst und Gemüse abzubraten, bis es keine Vitamine mehr enthält und ich tatsächlich auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen bin. Für mich bleibt daher die Regel: Obst und Gemüse gut abwaschen, Auf Rohmilchkäse und rohe tierische Produkte verzichten. Alkohol und Nikotinverzicht versteht sich von selbst. Ich denke tatsächlich auch, dass Kaffee in Maßen nicht schädlich ist, nur habe ich während meiner Schwangerschaft einfach keinen Bedarf. Das ändert sich sicherlich danach wieder. Auch hier versuche ich auf mein Bauchgefühl zu hören, gerade seit der Schwangerschaft sagt mir mein Körper relativ genau, was er benötigt. Hier bringt es auch was, die Verbote zu hinterfragen und zu recherchieren, welche Lebensmittel wirklich häufig von Keimbefall betroffen sind und bei welchen es eher unvorhersehbar ist.
- Eine gute Hebamme ist eine tolle Begleitperson für die Schwangerschaft.
Abgesehen davon, dass ich wirklich sehr dafür bin, die Situation der Hebammen hier in Deutschland zu verbessern und sie zu unterstützen, ist eine gute Hebamme eine hilfreiche Begleitung in der Schwangerschaft. Ich glaube, dass viele Frauen nicht wissen, dass sie ihre Vorsorge abwechselnd bei der Hebamme und beim Arzt machen können. Jeder Frau steht während der Schwangerschaft eine Begleitung durch eine Hebamme zu. Sehen wir uns beispielsweise die Schwangerschaftsvorsorge in den Niederlanden an: Dort ist die Vorsorge viel mehr hebammen- als arztgeleitet. An dieser Stelle möchte ich den folgenden Blogbeitrag wärmstens empfehlen: http://oh-wunderbar.de/2017/05/schwanger-in-den-niederlanden-schwangerschaftsvorsorge-im-ausland/ .
Ich mache die Vorsorge hauptsächlich bei meiner Hebamme und die drei großen Ultraschalle beim Arzt. Die Termine bei meiner Hebamme dauern ungefähr eine Stunde und ich fühle mich danach sehr entspannt. Ich habe keine Angst davor, doofe Fragen zu stellen oder mit ihr über meine Ängste zu sprechen. Ich habe die Handynummer von ihr und kann sie bei Unsicherheiten oder Problemen kontaktieren.
- Gönn dir Pausen
Schwanger sein ist keine Krankheit, so weit so gut. Dennoch tut es ab und an gut (auch ohne schwanger zu sein natürlich) sich Pausen zu gönnen. Gerade an langen Unitagen merke ich, dass der Bauch ab und an hart wird. Dann merke ich, dass ich etwas langsamer machen muss. Immerhin ist mein Körper nicht nur damit beschäftigt, mich zu unterstützen, sondern versorgt noch ein weiteres Lebewesen. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ich von Zeit zu Zeit vergesse, schwanger zu sein. In diesen Momenten fällt es mir dann wieder ein und ich ermahne mich, meinem Körper Ruhe zuzugestehen. Gerade in den ersten Monaten, in denen mir sehr übel war, war ich gezwungen an manchen Tagen auf der Couch zu liegen. Auch wenn ich mir unproduktiv vorkam, mein Körper war in Höchstleistung und die Ruhe tat ihm gut. Momente, in denen ich zur Ruhe komme und mir der Schwangerschaft bewusst werde sind unglaublich wichtig für mich. Vor allem morgens und abends nehme ich mir die Zeit mit dem Bauchzwerg zu kommunizieren, aber auch im Laufe des Tages versuche ich immer mal wieder in mich hineinzuspüren.
- Kaufe nicht alles, was dir als wichtig suggeriert wird
Das Angebot an Produkten für Mama und Baby ist unüberschaubar und alles scheint notwendig. Doch auch hier gilt: Hinterfrage die Notwendigkeit. Braucht mein Baby beispielsweise wirklich eine Badewanne mit Whirlpoolfunktion? (Ja, ich bin immer noch schockiert über dieses Angebot). Ich bin eine Kanditatin, die gerne alles vorher plant und vorbereitet sein möchte. Einziger Denkfehler bei der Sache: Ich kenne mein Kind noch gar nicht. Ich weiß noch nicht, ob es beispielsweise im Stubenwagen liegen möchte oder nur im Beistellbett. Ich denke, dass das Wichtigste für Babys Zuneigung, Verlässlichkeit, eine liebende Atmosphäre usw. sind: Dinge eben, die man nicht kaufen kann. Es interessiert das Baby nicht, ob es einen neuen Body oder einen gebrauchten hat. Es interessiert es auch nicht, ob der Kinderwagen beispielsweise von Joolz oder von einer anderen Firma ist. Du brauchst nicht unbedingt das Teuerste vom Teuersten und das Neueste vom Neuestem fürs Baby. Dein Baby ist das teuerste und neueste, was du bekommst!
- Schließe deinen Partner und andere nicht aus
Ich muss zugeben, dass ich von Zeit zu Zeit neidisch auf meinen Partner war: Er muss nicht auf gewisse Lebensmittel verzichten, seine Figur verändert sich nicht etc etc etc. Als ich ihm meine Gefühle darüber mitteilte, sagte er, dass er in gewisser Weise auch neidisch auf mich ist, da er diese frühe Verbindung zum Kind nicht hat. Er wisse nicht, wie es sich anfühlt schwanger zu sein und fühle sich manchmal etwas hilflos. Seitdem versuche ich ihn stärker mit einzubeziehen indem ich ihm beispielsweise von den Aktivitäten des Babys berichte. Wir sprechen viel über seine und meine Ängste und darüber worauf wir uns freuen. Schließlich sind wir ein Team und es ist unsere gemeinsame neue Aufgabe.
- Neben dem Schwangersein gibt es noch mehr Interessantes
Natürlich ist die Schwangerschaft ein großes Thema für mich. Immerhin betrifft es mich unmittelbar. Ich rede zwar gerne über die Schwangerschaft, aber es ist nicht das einzige Thema für mich. Mit Freunden und Familie kommt man immer wieder auf das Thema, aber nur, weil man schwanger ist, heißt es nicht, dass man sich nicht mehr für andere Sachen interessiert. Es tut mir auch unglaublich gut, mal nicht übers Schwangersein nachzudenken. Nur weil ich schwanger bin, muss ich nicht der Gesprächsmitelpunkt sein. Es ist wichtig trotzdem noch ein offenes Ohr für Freunde und Familie zu haben. Mein Studium macht mir Spaß und ich habe definitiv vor, es zu beenden, auch wenn es wahrscheinlich ein Jahr länger dauert. Auch wenn das Kind einen braucht und die kleine Minderheitsregierung für einen sein wird, ist es nicht der komplette Lebensinhalt. Es wird immer selbstständiger und zieht irgendwann in die Welt hinaus. Ich finde es wichtig, sich das vor Augen zu führen. Auch wenn ich Mama werde, möchte ich mich nicht komplett aufgeben.
Und da ich meinen eigenen Tipp beherzigen möchte, werde ich auch auf diesem Blog weiterhin Rezepte posten und nicht nur Schwangerschaftsthemen hochladen. ;)
Vielleicht können dir die Tipps nützlich sein. Hast du noch Ideen? Wenn ja, immer her damit!
Bis bald!
Avesta
PS: Die Schwangerschaftskarte auf dem Beitragsbild ist aus dem Schwangerschaft Meilensteinkartenpaket von dem DaWandashop mitherzlichemgruss.
Zuerst einmal stimme ich dir bei allen Punkten zu, auf den eigenen Bauch zu hören und die Verantwortung sowie das Nachdenken nicht anderen zu überlassen, finde ich ja eh immer wichtig. Dabei kommt Punkt 2 zum Tragen: Meiner Meinung nach ist eine wirklich gute Hebamme Gold wert und viel wichtiger als der Frauenarzt.
Ich hatte zwar unheimlich viele Schalls bei einer erfahrenen, aufmerksamen Ärztin aber die Termine mit der Hebamme waren emotional super wertvoll (dumme Fragen gab es nicht und sie hat durch den direkten, häuslichen Kontakt zu den Frauen natürlich einen ganz anderen Fundus an basalen Erfahrungen und das betrifft auch das tote Rosinenbrötchen ;) )
Der riesige Markt an Babysachen ist mMn so gut wie überflüssig. Ich hatte ein BabyBay, habe aber schnell festgestellt, dass ich das Konzept der Trennung von Mutter und Baby nicht unterstützenswert finde. Zuerst habe ich es zwar abgelegt wenn ich etwas im Haus getan habe, später dann im Tragetuch gehabt. Familienbett eh wegen emotionaler Stabilität des Babies und so, ist auch wesentlich entspannter.
Gebrauchte Klamotten und davon recht wenig, ein Badeeimer hat mir die Hebamme geliehen … jo, das war’s im Wesentlichen! :)
Den Partner einbinden und möglichst viel teilhaben haben ist eine sehr gute Sache und mMn extrem wichtig für die zukünftige Bindung zum Kind und die Stabilität der Paarbeziehung in stressigen Babyzeiten.
Das wirklich, wirklich fiese ist halt, dass man beim ersten Kind nicht weiss, was auf einen zukommt und meist hormonell weichgespült ist sodass man leicht ein Opfer der Mega-Babyindustrie werden kann die einem suggeriert, dass man ohne Kinderzimmer, Kinderbett, Erstlingsausstattung, Plastikflasche, Plastikstofftiere und jede Menge Hokuspokus eine Rabenmutter sei. Das Gegenteil ist oft der Fall, bleibt man bei seinem Baby (emotional und körperlich) haben beide so viel mehr gut davon. Aber das machen heute ja auch viele Mütter anders und muss jeder selber sehen, wenn es soweit ist.
LG Oli
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Vielen Dank für deinen Beitrag! Dass du das mit dem Babybay geschrieben hast, beruhigt mich nochmal sehr. Wie hattet ihr das dann nachts gemacht? Hattet ihr ein Beistellbett?
Hach ja, das Gefühl mit der Rabenmutter ist wirklich schlimm. Mir hat mein Arzt dieses Gefühl gegeben als ich sein Zusatzultraschallpaket abgelehnt habe und meinte, dass ich die Vorsorge im Wechsel mit der Hebamme machen möchte. Habe mich trotzdem für die Hebamme entschieden. Ich denke halt dass die drei großen Ultraschalle reichen, wenn alles unauffällig ist. Du hast absolut recht, jeder muss selber sehen wie er es handhabt. Jeder bekommt ja auch unterschiedliche Kinder. Ich finde den Punkt mit dem emotional und körperlich bei sich und dem Baby bleiben sehr wichtig! Danke dafür. Ganz liebe Grüße an Dich!
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Ich habe das Babybay zuerst immer mit mir rumgeschoben und das Baby nachts darin gehabt. Allerdings war sie ein 24h-Baby und hing eh sehr lange und sehr oft an der Brust, war also viel auf dem Arm und schlief auch da. (Ich bin mir sicher, dass durch die stundenlange verquere Haltung damals mein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule ausgelöst wurde!! :D ) Hätte ich damals mehr auf mich selbst vertraut und/oder mehr Sicherheit im Umgang mit Babies gehabt, hätte ich gleich die Variante Familienbett gewählt. So kam sie erst mit 6 Monaten oder so ins große Bett. Es ist unfassbar, wieviel der ständige Körperkontakt ausmacht. Was das den Kindern an Sicherheit und emotionaler Stabilität gibt – auch und vor allem langfristig. Das Bonding kann man nie wieder aufholen. Meine Kleine ist ein super selbstbewusstes und eigenständiges Kleinkind nun, hat sich selber abgestillt mit 2,5 und ist selber aus dem Familienbett ausgezogen mit 3. Fit für den Kindergarten war sie mit 2 obwohl ich sie auch länger zuhause behalten hätte. (Ich bin selbstständig und richte mir meine Arbeit entsprechend ein)
Ich freue mich immer total, wenn eine Mutter sich traut, entgegen aller ach so wohlgemeinten Ratschläge zur Hochleistungsmedizin die Sache etwas ruhig und natürlich anzugehen – wenn alles OK ist, klar.
Ganz liebe Grüße und alles Gute!
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Wow deine Tochter scheint wirklich ein starkes Urvertrauen zu haben. Klingt nach einem ganz tollen kleinen Menschen. Die Idee vom familienbett gefällt mir auch sehr gut.
Mich würde interessieren als was du selbstständig arbeitest. Also wenn du es nicht sagen möchtest, ist es natürlich auch völlig in Ordnung.
Ganz liebe Grüße an dich! Und vielen Dank für deine Einblicke.
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Ich habe dir eine Email als Antwort geschickt. es befindet sich aber ein Link darin, hoffentlich kommt sie durch?!
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